Frage des BN:

Wie ist das Gefährdungspotenzial im Vergleich mit anderen Ursachen (z.B. Schneebruch, Sturmschäden)?

 

Antwort des AELF:

Sollte es uns nicht gelingen, den ALB an den lokalen Befallsherden auszurotten und so eine flächige Ausbreitung zu verhindern, sehe ich ein relativ hohes Gefährdungspotenzial. Die meisten Baumarten in Parks, Grünanlagen, entlang von Straßen, usw. gehören zum Wirtspflanzenspektrum des ALB. Durch die dicken Larvengänge und durch eingeschleppte Fäulepilze werden die Bäume instabil. Besonders gefährlich dabei ist, dass die Bäume auch bei stärkerem Befall noch sehr lange relativ gesund aussehen und stärkere Äste ohne Vorwarnung herunterbrechen können.

Bei einer flächigen Ausbreitung des ALB sehe ich auch eine große Gefährdung für unsere Wälder. Gesunde und stabile Mischwälder erfüllen eine Vielzahl verschiedener Funktionen. Neben der Produktion des umweltfreundlichen Rohstoffs Holz dienen sie vielen Tieren und Pflanzen als Lebensraum. Sie sorgen für saubere Luft, filtern unser Trinkwasser und sind Erholungsraum. Gerade auch hier im Ballungsraum München ist es wichtig, gesunde und stabile Mischwälder zu erhalten bzw. zu schaffen, die alle Funktionen erfüllen können. Bei einem flächigen und starken Auftreten des ALB würden viele wichtige Laubbaumarten ausfallen. Stellen Sie sich einen Wald ohne Ahorn, Esche, Buche, Pappel, Birke, Weide und viele andere Wirtsbaumarten des ALB vor. Ein solcher Wald würde viele Funktionen, vor allem auch aus Naturschutzsicht, deutlich schlechter erfüllen. Im Norden Chinas ist der ALB flächig verbreitet und verursacht große Schäden. Dort wird empfohlen, dass beim Waldaufbau auf die Wirtsbaumarten des ALB verzichtet wird. Unser Problem besteht darin, dass fast alle heimischen Waldbaumarten vom ALB befallen werden können und uns so nur sehr wenige Alternativen zur Verfügung stehen.

Bei der Einschätzung der Gefährdungen muss beachtet werden, dass das Populationswachstum und damit die Ausbreitung des ALB exponentiell verläuft. Das heißt, das die Population erst langsam und ab einem bestimmten Zeitpunkt sprunghaft ansteigt. Wenn wir rechtzeitig und konsequent vorgehen, kann der ALB relativ gut bekämpft werden. Die Bekämpfung des ALB wird umso schwieriger, je später damit begonnen wird. Denn je größer die Population wird, desto größer wird auch das Bekämpfungsgebiet und desto wahrscheinlicher wird es, dass einzelne Käfer übersehen werden. Zudem steigt die Wahrscheinlichkeit, dass der ALB unabsichtlich durch das Verbringen von Holz (Baumschnitt, Brennholz, etc.) verbreitet wird.

Ich habe sehr großes Verständnis für den Widerstand gegen die Fällmaßnahmen. Allerdings sind diese nach jetziger Kenntnis die einzige wirksame uns zur Verfügung stehende Bekämpfungsmethode. Bei der Bekämpfung der lokalen Befallsherde haben die Grundeigentümer und die zuständigen Behörden eine große Verantwortung für die umliegenden Wälder, Gehölze und Einzelbäume.

 

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